Malé von Roman Ehrlich

Fischer Verlag, Roman, 288 Seiten, E-Book

Inhalt

Schauplatz Malediven. Einst war die Insel eine der beliebtesten Urlaubsorte für Touristen, nun ist sie dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Der steigende Meeresspiegel frisst die Insel langsam auf, die Bewohner mussten flüchten. Nur in der ehemaligen Hauptstadt Malé finden sich ein paar einsame Leute, die dem Zustand der Insel trotzen. Aussteiger der Gesellschaft, Abenteurer, eine bunte Mischung an Individuen. Was ist das Geheimnis der Insel?

Meinung

Ein dystopischer, ein fast endzeitlicher Roman, der doch so nah an der Wirklichkeit zu sein scheint. Das versprach der neue Roman von Roman Ehrlich, den man auf der Longlist des Buchpreises 2020 finden konnte. Sich auch mal mit schwierigen Themen auseinander setzten wird mir immer wichtiger in der Literatur, die ich lese. Und deswegen war Malé schnell ein absolutes Lese-Muss für mich.

Der Schreibstil ist für mich persönlich einfach grandios gewesen. Ich muss aber gleich dazu sagen, dass es sehr besonders und speziell war. Lange, verschachtelte Sätze. Wiederholungen der Worte, ganze Gruppen von Aufzählungen. Es ist ein Buch, das man nicht nebenbei lesen kann, weil einem dann viele Informationen verloren gehen. Man kann es nicht überfliegen, nicht querlesen, nicht Minuten vor dem Einschlafen noch schnell ein paar Seiten lesen. Aber dafür wurde ich belohnt. Ein bisschen haben die Satzkonstruktionen an Tolkien erinnert – aber an den Tolkien von damals, nicht den, der überarbeitet wurde. 😉

Zu den Figuren habe ich eine geteilte Meinung. Ich fand sie durchaus interessant konstruiert und mochte es, dass es so wenige Klischees gab. Aber ich hatte nicht zu allen Charakteren eine richtige Bindung und fand manche dann leider doch sehr blass. Eine richtige Handlung zu definieren ist an dieser Stelle ziemlich schwer, denn es gibt sie einfach nicht. Es sind vielmehr verschiedene Stränge von kleinen Erzählungen, die alle auf und in Malé wirken. Das war auf der einen Seite sehr gelungen, auf der anderen Seite aber auch etwas verworren. Man muss das mögen, denke ich, und ich persönlich bin etwas zwiegespalten. Das Ende jedoch mochte ich gerne, war es doch so geheimnisvoll wie das ganze Buch. Denn eins kann man wirklich sagen: Das Buch ist sich selbst unheimlich treu geblieben und das finde ich toll.

Fazit

Ein Buch, das in einem wunderbaren Ton die Probleme unserer Zeit aufgreift, aber leider an manchen Stellen doch etwas zu unpersönlich ist.

3 von 5 Buchherzen ♥♥♥

Danke an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!