Die Verschwundene von Rachel Hawkins

Heyne, Roman, 416 Seiten, Taschenbuch

Inhalt

In Thornfield Estates – einem Wohnviertel voller Prachtvillen, glänzender Geländewagen und gelangweilter Hausfrauen – hält sich Jane als Hundesitterin über Wasser. Hier lernt sie den geheimnisvollen Eddie Rochester kennen, dessen Frau Bea zusammen mit ihrer besten Freundin bei einem Bootsunfall verschwand. Eddie ist nicht nur reich und gut aussehend, sondern auch die Sorte Mann, nach der sich Jane immer gesehnt hat. Die beiden verlieben sich, und Jane zieht bei Eddie ein. Doch Bea scheint wie eine unsichtbare Macht zwischen ihnen zu stehen. Jane drängen sich immer mehr Fragen auf: Wer war diese geheimnisvolle Frau? Wie kam sie ums Leben? Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich hinter der Fassade der Traumvilla?

Meinung

Als “düster und temporeich” wird der neue Roman von Rachel Hawkins auf dem Cover beschrieben. Warum das genau die beiden Worte sind, die ich für dieses Buch nicht ausgewählt hätte und warum ich es dennoch gut fand, lest ihr hier in meiner Rezension.

Ich habe kurz bevor ich diese Worte schreibe noch überlegt, woher der Name der Autorin mir eigentlich so bekannt vorkam. Ich musste das Internet befragen und dann ist es mir wieder eingefallen: Ich habe ihre “Hex Hall” Bücher gelesen. Dabei handelt es sich allerdings um ein ganz anderes Genre, nämlich Fantasy für Jugendliche. Aber ich erinnere mich daran, dass ich schon damals die Geschichte mittelmäßig und ein bisschen austauschbar, dafür aber den Stil sehr gut fand. Das trifft irgendwie auch auf dieses Buch zu, das immerhin aber ein ganz anderes Genre ist.

Den Beginn fand ich äußerst gelungen. Eine Frau, von der wir zuerst nur sehr wenig erfahren, trifft in einer eher zufälligen Situation auf DEN geheimnisvollen Mann. Und es gelingt Rachel Hawkins wirklich durchweg, diese beiden Hauptmerkmale der Figuren beizubehalten. Geheimnistuerisch und geheimnisvoll. Damit kann man Jane und Eddie wirklich toll beschreiben. Edward Rochester ist ein wahrhaftig charismatischer Typ in dieser Welt voller Luxus, in der Jane plötzlich steckt. Und er ist der einzige, der nicht zu nerven scheint. Das hat die Autorin wirklich gut umgesetzt: Ihre Figuren sind gut durchdacht und authentisch, auch wenn man sie manchmal gerne schütteln mag.

Kommen wir nun aber zu dem, was mich schon beim Lesen nicht ganz begeistern konnte und nun, wo ich so darüber nachdenke, sogar massiv stört: Die Handlung. Denn eigentlich ist hier alles ganz schön vorhersehbar. Erschreckend vorhersehbar. Zumindest für die, die Jane Eyre kennen oder gelesen haben. Ohne dass es wirklich einen Hinweis im Buch selbst gab kann man hier nämlich wirklich viele Parallelen zum Klassiker finden. Obwohl der wohl eindeutigste Hinweis eigentlich die Namen sind, oder nicht? Eddie heißt wirklich (!) Edward Rochester, sie heißt einfach nur Jane. Und ich mag nicht spoilern, aber wie gesagt: Wer den Klassiker kennt, der könnte erschreckend schnell erkennen, was da eigentlich wirklich die ganze Zeit über passiert. Das hat mich beim Lesen selbst gar nicht so arg gestört, aber nun im Nachgang dafür umso mehr.

Hier gibt es also durchaus eine Reihe guter Ideen, die auch wirklich schön verpackt sind, aber es ist nicht düster (ganz im Gegenteil finde ich die Handlung oft sogar gespielt heiter) und temporeich ist auch nicht wirklich ein Adjektiv, was hier für mich passt. Man schaukelt sich hier so langsam hoch, aber es passiert nicht auf jeder Seite etwas anderes. Daher finde ich diese Beschreibung etwas misslungen, um ehrlich zu sein.

Aber ich möchte auch nicht alles ins Negative ziehen, denn das Buch war nicht schlecht! Es verspricht vielleicht etwas anderes, das schon, aber es hat mich durchaus auch unterhalten. Vor allem das erste Drittel ist gut, danach verlaufen sich leider manche Handlungsstränge ins Nichts. Aber dafür schafft Rachel Hawkins es eben einfach sehr gut, viele Geheimnisse mit einzubauen. Und es gab den ein oder anderen Moment, wo ich wegen ihrer Raffinesse wirklich schmunzeln musste.

Fazit

Ein Buch, das sich schwer nur einen Genre zuordnen lässt und das leider sowohl einige gute als auch einige schlechte Seiten hat. Insgesamt lesenswert, aber kein Highlight.

3 von 5 Buchherzen ♥♥♥

Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!