Der Herzgräber von Jen Williams

Fischer Verlag, 384 Seiten, Thriller, Taschenbuch

Inhalt

Er reißt ihnen das Herz heraus. Er vergräbt es im Wald. Dann pflanzt er Blumen.
Eine junge Frau findet nach dem Suizid ihrer Mutter in deren Nachlass unzählige Briefe eines verurteilten Serienkillers. Der erste Thriller der preisgekrönten englischen Autorin Jen Williams.
 
Als Heather Evans den Nachlass ihrer Mutter ordnet, macht sie eine erstaunliche Entdeckung: Stapelweise findet sie Briefe eines verurteilten Serienkillers. Michael Reave hatte zahlreiche junge Frauen auf bestialische Weise getötet. Seit 20 Jahren verbüßt er nun schon seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Doch jetzt ist wieder eine junge Frau getötet worden. Man findet sie in einem ausgehöhlten Baumstumpf. Und dort, wo eigentlich ihr Herz schlagen sollte, stecken Blumen. Genauso hatte es seinerzeit Reave zelebriert.
Als eine zweite Frauenleiche gefunden wird, entschließen sich Heather und Detective Ben Parker zu einem gefährlichen Schritt. Heather soll mit Michael Reave persönlich sprechen, ihm die Fragen stellen, die nur er beantworten kann. Doch die Wahrheit wird für Heather zu einem Wettlauf um ihr Leben.

Meinung

Was ich in einem Thriller erwarte ist Spannung, ein gruseliges Setting. Eine Ermittlung und wenn es noch einen Psychopathen mit obendrauf gibt, ist das auch gut. Das alles habe ich bei “Der Herzgräber” bekommen – und sogar noch ein bisschen mehr. Aber fangen wir am Anfang an.

Wir begleiten Heather gleich im Haus ihrer verstorbenen Mutter, sind so also von Anfang an ganz nah mit dabei. Der Plot, der sich daraufhin entspinnt, ist zugegebenermaßen gar nicht so unüblich. Leichen, die eigentlich auf einen ganz bestimmten Serienmörder hinweisen – doch dieser sitzt im Gefängnis. Jeder, der viele Krimis und Thriller liest, der hat etwas in die Richtung schon einmal gelesen oder zumindest davon gehört. Trotzdem fand ich es hier gut umgesetzt, die Autorin schreibt spannend und fesselnd. Wir bewegen uns auf verschiedenen Zeitschienen und nach und nach wird ein kleines, spannendes Puzzle zusammengesetzt. So weit, so gut. Wir haben also alles, was man bei einem guten Thriller erhofft und erwartet.

Was ich allerdings nicht in einem Thriller erwarte, ist eine (leider unglaublich) naive Protagonistin. Und das hat mich vor allem gegen Ende hin so massiv gestört, dass ich die meiste Sympathie, die sich im Laufe des Buches für Heather aufgebaut hat, am Ende wieder verloren habe. Dazu kommt eine Freundin, die genauso wenig nachdenkt. Gemeinsam verstehen sie sich meisterhaft darin, die Gegebenheiten vollkommen falsch einzuschätzen, was man als Leser hingegen relativ schnell durchschaut. Das alles führt zu einem Showdown, den ich so leider sehr schnell habe kommen sehen. Ja, die ein oder andere Überraschung gab es vielleicht noch und ich fand gelungen, wie sich die Hinweise aus der Vergangenheit dann schließlich eingefügt haben, aber alles in allem war das letzte Drittel dieses Buches leider nichts. Und es hat viel Gutes von davor zerstört.

Ich mochte die Anspielungen auf Märchen, fand auch das Zwischenmenschliche, was sich beispielsweise zwischen Heather und Detective Parker entsponnen hat, gut. Jen Williams hat all diese Szenen, in denen es um das Zusammentreffen zweier Menschen ging, sehr gut beschrieben. Jedenfalls bis zum Ende.

Trotz einiger guter Aspekte in diesem Thriller, war einiges doch recht vorhersehbar. Es gab nicht den einen Moment, an dem ich vollkommen überrascht war. Es hat mich hier und da aber doch ein wenig gegruselt und ich muss zugeben, dass ich das Buch abends alleine im Wohnzimmer sitzend dann doch nicht lesen wollte. Ich denke man merkt, dass ich hin und hergerissen bin – deswegen gibt es von mir 3 Buchherzen.

Fazit

Ein Thriller, der gute und schlechte Aspekte hat. Wäre da nicht so viel Naivität gewesen, hätte es bestimmt noch ein bisschen mehr Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Denn es war durchaus sehr gut geschrieben und auch wenn es einige Klischees gab steckt eine gute Idee dahinter.

3 von 5 Buchherzen ♥♥♥

Danke an den Verlag, dass ich bei der Bloggeraktion dabei sein durfte!