Der süße Wahn von Patricia Highsmith

Diogenes Verlag, Roman, 448 Seiten, Taschenbuch

Inhalt

David Kelsey lebt ein nahezu perfektes Leben. Er hat einen Job, der ihn gut über die Runden kommen lässt und vor allem hat er Annabelle. Die Liebe seines Lebens. Er kocht für sie, denkt jede freie Sekunde an sie. Was er dabei verdrängt ist die Tatsache, dass Annabelle längst mit einem anderen Mann verheiratet ist. Und eben dieser steht eines Tages plötzlich vor Davids Haustür.

Meinung

1960 ist “Der süße Wahn” von Patricia Highsmith erschienen, aber er hat noch immer das Zeug zu einem Beststeller. Im neuen Gewand erscheinen im Diogenes Verlag nun diese Klassiker neu, haben aber nichts von ihrer Klasse verloren.

Es ist wirklich bewundernswert, wie die Autorin es schafft, David Kelsey so zu porträtieren, dass man an vielen Stellen bloß nur noch Gänsehaut hat. Sie schreibt so erschreckend authentisch, dass man die Gedanken des Protagonisten selbst im Kopf hat und dabei trotzdem nie vergessen kann, dass er unaufhaltsam einer Katastrophe entgegenschlittert. Man möchte ihn an den Schultern packen, fest schütteln, ihn anschreien und ihm die Wahrheit sagen, aber stattdessen kann man als Leser nur dabei zusehen, wie David an seinen eigenen Empfindungen kaputt geht.

Der Roman ist durchaus nichts für schwache Nerven. Nicht im Sinne wie es Thriller sind oder weil er besonders blutig wäre, aber dieses Buch beinhaltet ganz unterschwellig und ohne eine Unterbrechung einen Schauder, der sich nur schwer in Worte fassen lässt. Man weiß als Leser, dass jeden Moment etwas passiert, was David und sein Umfeld erschüttern muss und das macht einen durchaus befangen.

Psychologisch also ein wirklich fantastisch konstruierter Roman, der für mich sicherlich zu einem Meisterwerk gehört. Dennoch gab es im mittleren Teil des Buches auch ein paar Momente, die ich etwas in die Länge gezogen fand. Auch die konnten nicht aufhalten, was man über David Kelsey schon längst wusste und deswegen hätte es sie für mich nicht zwingend gebraucht.

Fazit

Erschreckend, spannend, schaurig. Patricia Highsmith stellt in diesem Roman alles auf den Kopf, spielt mit den Gefühlen der Leser und hat mit David Kelsey eine absolut einzigartige Figur geschaffen, die man gerne einmal packen würde, um ihm zu helfen.

4 von 5 Buchherzen! ♥♥♥♥

Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!