Ullstein Verlag, Roman, 432 Seiten, E-Book
Inhalt
Albert Entwistle vermeidet so viel Kontakt wie möglich mit den Bewohnern der Kleinstadt Toddington, was als Postbote des Orts umsichtige Planung erfordert. Doch als er pensioniert wird und auch noch seine Katze stirbt, nimmt er seinen Mut zusammen und beschließt den Menschen nicht länger aus dem Weg gehen. Stück für Stück schließt er unerwartete Freundschaften und begibt sich mit deren Hilfe auf die mühsame Suche nach seiner Jugendliebe George. Ein zartes und einfühlsames Buch über den Mut, sich der Welt zu öffnen.
Meinung
Als “herzerwärmend” wird dieser Roman von allen Seiten beschrieben – und das kann ich wirklich nur unterschreiben! Albert Entwistle ist ein einzigartiger Charakter. Anfangs beinahe etwas versnobt, in sich gekehrt, ruhig und an der Grenze zu unsympathisch. Aber in jeder Zeile merkt man, dass da tief in ihm drin etwas schlummert, was an die Oberfläche stoßen will. Und zum Glück passiert das in diesem Roman von Matt Cain relativ schnell.
Wir begleiten Albert hier auf seiner Reise zu sich selbst und vor allem zu der seiner Jugendliebe George. Die beiden haben sich aus den Augen verloren, aber kurz vor Alberts Pensionierung wird ihm immer klarer, dass er nicht alt werden kann und will, bevor er nicht wenigstens versucht hat, sein verlorenes Herz noch einmal zu finden.
Der Autor baut hier und da Rückblenden ein, die Alberts Jugend widerspiegeln. Hier hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle vielleicht noch etwas mehr gewünscht, denn manchmal waren diese Abschnitte für meinen Geschmack wirklich sehr kurz und sehr abrupt wieder vorbei.
Ansonsten fand ich es grandios, wie er nach und nach einige ungewöhnliche Freundschaften schließt und sich seinen Kollegen und Nachbarn öffnet. Er wacht aus seiner Unsichtbarkeit auf und traut sich mehr und mehr aus seiner Komfortzone heraus. Dabei entstehen tolle Freundschaften und an jeder Ecke findet Albert hilfsbereite Menschen, ohne die sein spätes Coming-Out überhaupt nicht möglich gewesen wäre.
Für mich wurde allerdings an der ein oder anderen Stelle auch etwas zu dick aufgetragen. Manchmal ging mir alles ein wenig zu einfach und mühelos, andere Passagen waren mir etwas zu schnell abgehandelt. Zu einem herzerwärmenden Buch gehören natürlich keine großen Dramen, aber hier hätte es hier und da durchaus noch ein bisschen spannender, ein bisschen aufwühlender sein können.
Fazit
Ein süßer Roman über ein spätes Coming-Out. Es lohnt sich sehr, das Buch zu lesen, auch wenn es hier und da teilweise ein wenig zu glatt geht und man gleichzeitig hier und da ein wenig das Gefühl von Langatmigkeit hat.