Carl Ueberreuter Verlag, Thriller, 186 Seiten, Taschenbuch
Inhalt
Cosinus Gauß ist als Anwalt trotz seiner Tricksereien nicht zu Reichtum gekommen. Er ist ein Mann in den besten Jahren, aber beziehungsunfähig, weil er aufgrund der tyrannischen Erziehung seines Vaters keine Empathie empfindet. An POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom) leidend, ereilen ihn plötzliche Ohnmachten in den unpassendsten Momenten.
Als er eines Morgens in einem Hotel neben der blutüberströmten Leiche einer jungen Frau erwacht, versucht er krampfhaft die Geschehnisse des Vorabends in einem Club zu rekonstruieren. Er verschwindet unerkannt, aber eine unscharfe Aufnahme einer Überwachungskamera des Hotels taucht in den Medien auf. Die Polizei sucht jedoch vorerst nach einem abgetauchten Immobilientycoon, der Gauß ähnelt.
Meinung
Dieses vergleichsweise dünne Buch hat in mir gleich Interesse geweckt. Ein eigensinniger Charakter, dazu die Krankheit in Verbindung mit dem Genre Thriller. Für mich klang das nach einem spannenden Buch, das viel Potenzial hatte.
Der Schreibstil ist erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht zwingend schlecht. Man wird sehr rasch in die Geschichte hereingeworfen, was ich ebenfalls sehr gut fand. Allerdings kamen dann nach und nach immer mehr Punkte, die mich nicht nur haben stutzen lassen, sondern die mich sogar wütend gemacht haben.
Cosinus Gauß mag ein exzentrischer Mann sein und nicht jedermanns Geschmack treffen, aber rassistische Äußerungen gehören für mich niemals zu einem Charakter. Nicht im Spaß, nicht um seine Rolle zu verdeutlichen, nicht um ihn unbeliebt zu machen. Diese Art, einen Charakter aufzubauen, ist so falsch, dass es wehtut. Und Gauß hat hier an einigen Stellen Bemerkungen fallen lassen, die für mich eindeutig in diese Kategorie fallen. Schon da fiel es mir unendlich schwer, überhaupt weiterzulesen. Er behandelt seine Mitmenschen allesamt wie Müll. Seine Familie, seine Mitarbeiterin. Er hat Dreck am stecken – das muss wohl dazugehören, um wirklich alle Klischees zu bedienen – und ist selbst in jeglicher Hinsicht so unglücklich mit seinem Leben, dass man schlechte Laune davon bekommt. Er kommt sexbesessen daher, weil die restlichen Eigenschaften noch nicht gereicht haben. Und Spätestens, als er seinen demenzkranken Vater beleidigt, habe ich das Buch wutentbrannt zugeklappt. Das war ein Schlag ins Gesicht für jeden Menschen, der sich mit dieser fürchterlichen Krankheit auseinandersetzen muss.
Ich habe das Buch nicht zu Ende gelesen – was ich bei so dünnen Büchern eigentlich nie mache. Für mich kein besonders gelungenes Buch und die Einordnung als Thriller kann ich leider auch nicht recht verstehen. Ein unsympathischer, kratzbürstiger Charakter – okay, das haben wir häufig in diesem Genre und das kann gut sein! Aber hier war der Protagonist leider von schlechten Eigenschaften so erfüllt, dass ich nicht weiterlesen konnte.
Fazit
In meinen Augen kein besonders empfehlenswerter Thriller – wenn man ihn denn überhaupt so nennen kann. Die Idee an sich war gut, die Umsetzung leider überhaupt nicht.