Carl Hanser Verlag, Roman, 288 Seiten, Gebundene Ausgabe
Sich an der Suche nach dem Verschwundenen Milliardär Russell Pickett zu beteiligen, hatte Aza Holmes sicherlich nicht vor. Ganz und gar nicht. Allerdings ist es auch bei ihr – wie so oft – die beste Freundin, die sie mitzieht. Denn es ist ein großer Haufen Geld ausgeschrieben, wenn man sich an der Suche beteiligt. Also stürzen sich die Freunde in ein Abenteuer direkt vor der Haustür. Dabei ist Aza eigentlich eher nicht die Person, die auf Abenteuer steht, denn ihre zwanghaften Gedanken trüben sie weit öfter, als sie sich wünschen würde.
Den Inhalt dieses Buches zu beschreiben ist schwierig und klingt – gelinde gesagt – alles andere als ansprechend. Als ich den Inhalt das erste Mal gelesen habe (und auch, als ich ihn eben versucht habe, mit wenigen Worten wiederzugeben), war ich skeptisch. Eigentlich hat mich nur die schöne “Verpackung” dieses Buches in den Bann gezogen. Und die Tatsache, dass ich vorher kein Buch von John Green gelesen habe. Der Druck war also groß – nicht nur für mich, um dieser Pflicht endlich einmal nachzukommen und nicht weiter entrüstetes Kopfschütteln zu ernten, sondern auch der Druck auf den imaginären Schultern des Autors war enorm.
Was ich bekam war ein Einstieg in ein Buch, der mich so gar nicht überzuegen konnte. Es klang mir alles zu verworren, ich hatte keinen Zugriff. Aber, aber, denken sich jetzt viele, wag es bloß nicht, den Meister zu kritisieren! Keine Angst, das habe ich nicht vor. Denn ich habe weitergelesen – und habe eines der besten Bücher seit langer Zeit gelesen. Die zwanghafte Aza ist so schön anders, so entrückt, so perfekt unperfekt, dass sie mir so sehr ans Herz gewachsen ist wie sonst selten eine buchige Figur. Vom rumpelnden Start war schon bald nichts mehr zu spüren und da wird auch klar: Hier geht es gar nicht darum, was eigentlich wirklich im Handlungsstrang geschrieben steht. Hier geht es nicht um einen guten Einstieg, um möglichst einfach zu verstehende Protagonisten, die einem eine schöne Geschichte liefern, um dann wieder im Regal zu verschwinden. Das hier ist eine ganz besondere Geschichte. Vom Finden, vom Ankommen, vom Angsthaben, vom Verrückt sein, vom Trösten, vom Lieben, vom Leben. Eine Geschichte, in der Verlust und Schmerz genauso dazugehört wie Streit mit der besten Freundin, dem ersten Kuss oder der Frage, auf welches College man geht.
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken – das ist ein kleines Meisterwerk. Sprachlich so stark wie kaum ein anderes Buch, voller Gefühl, voller Echtheit! Lest es unbedingt, weil ihr sonst nämlich etwas verpasst. Und glaubt mir – ihr werdet diese Figuren lieben, auch wenn ihr es am Anfang nicht vermutet.