Blutschatten: Der erste Fall für Sunday Night von Kathy Reichs

Karl Blessing Verlag, Thriller, 400 Seiten, Gebundene Ausgabe

Inhalt

Sunday Night. Eine Frau, abgeschottet von der Welt, in sich zurückgezogen, mit Narben der Vergangenheit und Skepsis vor der Gegenwart. Sie lebt in einem Haus auf einer kleinen Insel, will am liebsten nur mit sich allein sein. Als die Großmutter eines verschwundenen Kindes sie jedoch um Hilfe bittet, erwacht Nights Killerinstinkt schnell. Bei einem Bombenanschlag sterben die Eltern der kleinen Stella – und sie verschwindet vermeintlich spurlos. Die Suche wird für Sunday Night alles andere als einfach – denn die Fährte, die sie verfolgt, zwingt sie dazu, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und das ist genau das, wovor sie immer flüchten wollte.

Meinung

Selten war ich so traurig darüber, das ein Buch mich nicht überzeugen konnte. Ich habe viel erwartet und vielleicht ein bisschen zu viel erhofft vom Neuen Kathy Reichs Buch. Ihre Thriller sind wirklich gut und vom Klappentext schließend habe ich auf einer super charismatische, starke neue Protagonistin gehofft. Vielleicht habe ich auch ein klein wenig zu sehr auf eine Figur wie Smoky Barrett aus Cody McFadyens Büchern spekuliert … und wurde dann enttäuscht.

Fangen wir aber mit dem gelungenen Teil des Thrillers an. Die Aktualität des Themas lässt sich kaum abstreiten. Leider sind Bombenanschläge kein bloßes Thema der Literatur. Diesen Bezug fand ich spannend und ich finde, dass die Autorin wirklich tief gegangen ist mit ihren Erläuterungen hinsichtlich Motiven, hinsichtlich den Geschehnissen innerhalb dieser Organisationen. Ich denke, es hat viel Einarbeitung gekostet, um diesen Thriller auf diese Art und Weise zu schreiben.

Der Handlungsaufbau ist in meinen Augen eher mittelmäßig gut gelungen. Für einen ersten Fall wurde mir viel zu wenig Hintergrundinformation geliefert. Das hat zwar, wie sich später herausstellt, einen dramaturgischen Grund, aber ich habe mich vor allem im ersten Drittel nicht gut abgeholt gefühlt. Im letzten Drittel war ich ein echter Fan der Handlung. Es war spannend, ich konnte super mitfiebern und der Thriller hat mir endlich all das gegeben, was ich von ihm erhofft und erwartet habe. Bis dahin aber wurde ich doch etwas enttäuscht.

Mein größtes Manko ist leider unsere Protagonistin. Während die Autorin bei den restlichen Figuren gezeigt hat, dass sie durchaus in der Lage ist, vielschichtige Charaktere zu erschaffen, die sich einander kaum gleichen, blieb Sunday Night mir ein Dorn im Auge. Ich fand alles an ihr übertrieben. Natürlich ist sie eine sehr wortgewandte, selbstständige Frau, die sich nichts bieten lässt, aber die Hälfte der ironischen Kommentare, die Hälfte der Flüche und die Hälfte der Beleidigungen hätten in meinen Augen auch gereicht. Sie ist wirklich keine 08/15-Figur, was ich absolut befürworte, aber sie hat es auch zum Ende hin nicht geschafft, wenigstens einen FUnken Sympathie bei mir aufzubringen. Ich würde fast so weit gehen und sagen, dass sie mir unmenschlich erscheint. Das hat leider im Endeffekt dazu geführt, dass ich nur schleppend mit dem Lesen vorankam. Schade.

Fazit

Ein Thriller mit vielversprechenden Ansätzen, die leider größtenteils von der Protagonistin selbst zertrümmert wurden. Für mich leider eher ein Flop.

1,5 von 5 Buchherzen ♥